Illustration eines modernen Hauses

Nach und nach steigen die Zweifel: Hohe Nebenkosten und Zinsen in der Baufinanzierung zerstören den Traum vom Hauskauf

Vor nur einem Jahr war die Baufinanzierung einer Immobilie vergleichsweise günstig. Kredite mit einer Zinsbindung von 10 Jahren gab es für unter 1 Prozent. Beim Kauf war es ratsam, sich die günstigen Zinsen und Finanzierungskosten über eine längere Laufzeit zu sichern. Aber diese Zeiten sind vorerst vorbei. Die Kosten für die Finanzierung sind deutlich gestiegen und sowohl private als auch gewerbliche Käufer haben Zweifel beim Hauskauf. Jetzt kostet ein vergleichbarer Kredit einen Zins von 3,5 Prozent oder mehr, und es ist unwahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit wieder so günstige Bedingungen für ein Darlehen zur Immobilienfinanzierung gibt. Somit sind die Zinssätze deutlich angestiegen und der Kauf einer Immobilie erheblich risikoreicher geworden. Ebenfalls verlangen Banken einen immer höheren Anteil an Eigenkapital.

Deshalb haben viele Menschen ihren Traum vom Eigenheim vorerst aufgegeben. Das ist verständlich, denn bei einem Zinsunterschied von zweieinhalb Prozent muss man bei einem Kredit von 250.000 Euro schon 6250 Euro mehr jährlich an Bauzinsen aufbringen. Somit wäre die Rate über 500 Euro teurer im Monat. Viele Interessenten können sich eine solche Belastung nicht leisten. Sie müssen damit rechnen, dass sie die Tilgung der Finanzierung irgendwann überfordern könnte und ihr Haus oder ihre Wohnung in Gefahr wären. In solchen Fällen ist der Verkauf bei einer Zwangsversteigerung vor dem örtlichen Amtsgericht das Horrorszenario. Der Haus Kauf wird dadurch unattraktiver, denn das Eigenkapital, das eingebracht werden muss, ist deutlich höher als zuvor.

Verbraucher schrecken wegen Nebenkosten, Bauzinsen, Lebens- und Finanzierungskosten vor dem Kauf einer Eigentumswohnung zurück

Allerdings gibt es nicht nur hohe Bauzinsen als Grund für den spürbaren Rückgang von Darlehen. Die Kaufpreise von Immobilien und Baukosten in Deutschland sind in den vergangenen Monaten aufgrund teurer Materialien stetig gestiegen. Darüber hinaus haben auch die deutlich erhöhten Preise für Nebenkosten dazu beigetragen, dass Verbraucher vorsichtiger bzw. zurückhaltender geworden sind.

Laut Barkow Consulting ist die Anzahl der neuen Baufinanzierungen aufgrund der Kreditzurückhaltung der Verbraucher stark gesunken. Im November 2022 lag die Zahl um fast 40 Prozent unter dem Vorjahreswert. Mit 1,3 Milliarden Euro waren die im vorletzten Monat des Jahres vergebenen Kredite der niedrigste Stand seit elf Jahren und der dritte Negativrekord in Folge. Im Unterschied dazu betrug das Neuvolumen im März 2022 etwa 32,2 Milliarden Euro, also mehr als das Doppelte des aktuellen Wertes. Barkow stützt sich auf Daten der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank. Obwohl die Preise für den Immobilienkauf in Deutschland zuletzt regional gesunken sind, schrecken die hohen Kaufnebenkosten den Verbraucher trotz des niedrigeren Kaufpreises vor dem Kauf einer Immobilie ab.

Die finanzielle Zurückhaltung der Verbraucher und institutionellen Investoren wirkt sich nicht nur auf die Banken im Land, sondern auch auf die Baubranche aus. In den letzten Monaten hat die Branche mehrfach über stornierte oder abgebrochene Bauvorhaben geklagt, insbesondere im Mietwohnungsbau. Die Verunsicherung ist jedoch mittlerweile auch bei privaten Kunden spürbar. Angehörige der Baubranche rechnen mit einem Einbruch im Wohnungsbau und fordern Hilfe von der Politik. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes, Felix Pakleppa, hat gegenüber der Deutschen Presse Agentur erklärt, dass der Staat jetzt investieren solle.

Bei Banken und Sparkassen geht die Zahl der Forward-Darlehen zurück, von denen sie im Jahr 2022 profitieren konnten. Einige haben sich auch bei Bausparkassen günstige Zinsen gesichert. Das Volumen der neuen Bausparverträge ist bei privaten Bausparkassen laut eigener Einschätzung im Jahr 2022 um etwa 40 Prozent gestiegen, während die Zahl der abgeschlossenen Verträge um 15 Prozent gestiegen ist. Die durchschnittliche Bausparsumme liegt in Höhe von 70.000 Euro. Auch bei den Landesbausparkassen zeigte sich im letzten Jahr ein deutlicher Aufwärtstrend: Die Bausparsumme stieg in den ersten neun Monaten des Jahres um 49 Prozent, während die Zahl der abgeschlossenen Verträge um 22,8 Prozent zunahm.

In der langjährigen Niedrigzinsphase galten günstige Zinsen aus dem Darlehensangebot der privaten und öffentlichen Bausparkassen nicht mehr als überzeugendes Argument. Die Kredite von Banken und Sparkassen waren genauso günstig, teilweise sogar preiswerter.

Fazit: Die voraussichtliche Entwicklung von Bauzinsen und weiteren mit dem Immobilienkauf verbundenen Kosten ist ungewiss

Der Immobilienkauf in Deutschland steht derzeit vor einigen Herausforderungen. Die gestiegenen Zinsen, die höheren Baukosten und die Inflation hat die Verbraucher vorsichtiger werden lassen. Die Anzahl der neuen Baufinanzierungen ist drastisch gesunken, was sich nicht nur auf die Banken, sondern auch auf die Baubranche auswirkt. Allerdings gibt es auch einige Hoffnungsschimmer, wie die steigende Anzahl an Bausparverträgen zeigt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in Zukunft entwickelt. In jedem Fall ist es ratsam, vor einem Immobilienkauf genau zu prüfen, ob die Tilgung der Raten mit den aktuellen Zinssätzen finanziell zu stemmen ist. Zusätzlichen Kosten wie beispielsweise die Grunderwerbsteuer, weitere Steuern oder sogar die Kosten des Notars kommen auf Sie zu. Mit einem Finanzierungsrechner kann man die voraussichtlichen Kosten berechnen und so besser abschätzen, ob ein Hauskauf derzeit sinnvoll ist. Wer sich unsicher ist, sollte sich immer professionell beraten lassen und verschiedene Angebote vergleichen. So kann man am Ende sicherstellen, das man beim Hauskauf auch ein Haus oder eine Immobilie erwirbt, die man auch langfristig finanzieren kann, die einem als Eigentümer viel Freude bereitet und auch als Investment zum Beispiel für den Verkauf noch lange erhalten bleibt.

Quelle: Rheinische Post 6. Januar 2023